Samstag, 7. September 2013

Leseprobe "Rasthof des Jahres"

Leseprobe "Rasthof des Jahres"
Halbwegs heiterer Kurzroman

1
Im Kessel mit der Milch zischt und brodelt es, die Schaumkrone ist fertig. Routiniert verziert Natascha damit zwei Tassen Cappuccino, pudert Kakao darauf, platziert Keks und Löffel auf den Untertassen und stellt die Tassen aufs Tablett. „Bitte sehr, lassen Sie sich‘s schmecken!“ Das kann sie schon richtig gut.
Natascha versteht fast alles, und findet immer eine Antwort. Die Standardsätze kommen ihr schon akzentfrei über die Lippen. Wenn sie frei reden muss, kann sie ihren russischen Akzent nicht vermeiden. Doch eines Tages würde ihr deutsch perfekt sein, zumindest arbeitet sie  täglich daran.
„Bitte?“ Der nächste Gast ist dran.
„Einen doppelten Espresso bitte.“
Sie fragt sich, ob sie den Schweiß des Mannes riechen kann, oder sich das nur einbildet. Drückende Hitze hat heute das Land im Griff. Aber mit dem Anblick von Männern in kurzen Hosen und nackten Füßen in Flip-Flops wird sie sich nie anfreunden. Haben deutsche Männer denn gar kein Gefühl für Stil?
Doch sie sagt nur: „Zwei Euro dreißig bitte. Wollen Sie etwas Wasser dazu?“ Schon wechselt sie den lapprigen Geldschein, klopft das Sieb aus und brüht das bestellte Getränk.
Im Chrom der Kaffeemaschine checkt sie ihr Aussehen. Klammern halten ihr schwarzes Haar in Form, das Dienstkleid sitzt, und ihr Make-up hält.
„Bitte sehr, lassen Sie sich‘s schmecken.“
Der Gast freut sich über ihren flotten und perfekten Service.
Kurz wandert ihr Blick durch den Raum. Der Rasthof ist neu, sauber und aufgeräumt. Das Sortiment scheint auf Reisende zugeschnitten, doch manches versteht sie nicht. Das Greifspiel beispielsweise, bei dem ein Greifarm nach kleinen Stofftieren schnappt, und sie noch nie jemanden Geld einwerfen sah. Die Kiste daneben ist voll mit Stofftieren, aber keines davon niedlich oder ansprechend. Darunter ist ein Plüschkissen mit der Aufschrift „I love you“. Wer kauft so etwas in einem Autobahnrasthof? So sauber hier alles ist, so herzlos kommt es ihr jeden Tag vor.
Doch viel Zeit zum denken bleibt ihr nicht, die Nächsten wollen von ihr bedient werden.
„Bitte?“
„Zwei Latte Macchiato, eine Karamell-Latte, zwei Schokomuffin und ein, ähm, was wolltest du nochmal, Erna? Ein Salat-Sandwich?“
„Gemüse-Sandwich Toskana habb iich, oder Tomate-Mozzarella-Sandwich.“
„Erna! Willste Gemüse-Sandwich Toskana oder Tomate-Mozzarella-Sandwich? Komm doch mal her!“
Natascha hatte solche Szenen schon oft erlebt, kann diese Unschlüssigkeit trotzdem nicht verstehen. Stattdessen beginnt sie die Getränke zu brühen.
„Welcher is jetz ohne Fleisch und Wurscht?“, fragt Erna, eine weißhaarige Dame.
„Tomate-Mozzarella-Sandwich iis ohne Wurst, Gemüse-Sandwich Toskana iis auch ohne Wurst.“
„Dann nehm ich Tomadde-Mozzarella! Is ja des einziche ohne Wurscht!“
„Tomate-Mozzarella-Sandwich, sehr gerne.“
Natascha denkt sich „Hoffentlich werde ich später nicht so!“, sagt aber: „17,30 Euro bitte.“
Umständlich kramt die alte Dame in ihrem Geldbeutel, Natascha schaut auf den Parkplatz und sieht, wie ein älterer Mann zusammenbricht und liegenbleibt. Seine Begleiterin kreischt panisch, kniet sich neben ihn, tätschelt seine Wange und ist ganz aufgeregt. Ausgerechnet jetzt ist kein anderer Mensch auf dem Parkplatz. Ihr bleibt kurz die Luft weg vor Schreck. Was soll sie tun? Der Schock hat sie im Griff, sie vergisst sogar ihre Pflicht darüber. Das darf nicht vorkommen - sie muss die Situation souverän managen!
Schnell und routiniert rechnet Natascha ab, händigt das Wechselgeld aus, entschuldigt sich beim nächsten Gast für die Unterbrechung, schaut nochmals aus dem Fenster, wie der Mann regungslos hinter seinem Auto liegt, holt ihr Handy raus und ruft den Notdienst.
Kurz geht ein Raunen durch die kurze Warteschlange, Unruhe und Ratlosigkeit ergreifen die Menschen, angstvolles Schweigen nimmt die Warteschlange ein, aber die Gäste vertrauen auf Nataschas perfekten Service.
„Ich müsste mal kurz hiingehen und Bescheid sagen, dass der Notarzt gleiich koommt ...“
Der nächste Gast beschwert sich: „Sie wollen uns doch nicht etwa warten lassen? Der Rettungswagen ist ja schon alarmiert!“
„Entschuldigung, was darf’s denn bitte sein?“
„Ein schneller Cappuccino“, bestellt der fast kahlköpfige, ältere Herr in Kurzarmhemd und gelber Krawatte.

Artig legt sie los, denn unzufriedene Gäste gibt es bei ihr nicht. Es war ihre Disziplin, die sie hierher brachte. Als sie mit ihren Eltern nach Deutschland kam, reichten ihre Sprachkenntnisse gerade für den Hauptschulabschluss. Service ist ihre Stärke, und hier möchte sie es zu etwas bringen. Jeden Tag übergibt sie eine ordentlich abgerechnete Kasse, und Listen mit besonderem Bedarf. Spitzenzeiten bewältigt sie im Alleingang, und sieht dabei aus wie aus dem Ei gepellt. Doch dieser Unfall da draußen lässt ihr keine Ruhe! Wo nur der Notarzt bleibt? Unkoordiniert springen ihre Gedanken hin und her. Hat sie genug getan? Soll sie wirklich weiter Kaffee brühen? Hängt das Überleben des Mannes an einem Wort von ihr? Dass der Notarzt unterwegs sei, und er nur ein paar Minuten durchzuhalten brauche? Sie hat gerade keine genaue Vorstellung vom richtigen Vorgehen, diese Unsicherheit stört sie am meisten. Mechanisch löffelt sie Milchschaum auf den Cappuccino, pudert Kakao darauf. Sie ist nicht ganz bei der Sache! Da sieht sie ihre Kolleginnen Antje und Swantje anmarschieren, deren Schicht in zehn Minuten beginnt.

Draußen biegt das Auto des Zolls ein, der hier im Grenzbereich Schleierfahndungen durchführt. Sofort parkt der Wagen, beide Beamte eilen zu Hilfe, stabilisieren den Mann und fordern Hilfe an.
„Was ist denn da draußen los?“, will Swantje wissen.
„Das ist ein Herzinfarkt“, ist sich Antje sicher. „Mein Schwager sagt immer: Wenn es heiß wird, steigt die Quote schlagartig in die Höhe. Er arbeitet in der Ambulanz, er kennt sich da aus. Und wenn der Winter kommt, häufen sich plötzlich die Oberschenkelbrüche. Das ist für den überhaupt nichts Neues. Letzte Weihnachten zum Beispiel, während alle feierten, war er mit drei Brüchen beschäftigt, und in den Wochen davor waren’s auch schon fünf. So viele hatte er den ganzen Sommer über nicht!“
„Wie gehts denn jetzt da draußen weiter?“, erkundigt sich Swantje. „Erzählt, erzählt!“
„Ich hab den Notarzt gerufen, und würde den Betroffenen gern darüber informieren. Wollt ihr ausnahmsweise schon übernehmen?“
„Aber wir sind doch noch gar nicht dran!“
„Oder wollt ihr draußen Bescheid sagen?“
„Wir sind überhaupt nicht involviert!“
„Nee, nee - das mach mal schön selber!“
Natascha ist schlecht geworden. Auf ihr lastet großer Erwartungsdruck, den sie sich hauptsächlich selbst macht. Wie soll sie ihren Kolleginnen etwas vermitteln, wenn diese nicht verstehen wollen?
Nur durch den Einsatz eines Gastes, eines jungen Mannes, löst sich das Problem. „Ich gehe nach draußen, um mit den Betroffenen zu reden! Wollen Sie mitkommen? Sie sind ja ganz bleich vor Schreck!“
Natascha dankt, möchte aber alleine gehen. Ein Gast ist immer noch ein Gast, und sie muss das jetzt tapfer durchziehen.
Murrend übernehmen Antje und Swantje die Theke, nicht ohne ausdrücklich auf den vorgezogenen Schichtbeginn hinzuweisen. Natascha entschuldigt sich bei den beiden wartenden Gästen, die ihr freundlich Verständnis bekunden, bedankt sich vielmals bei Antje und Swantje, und eilt nach draußen. Unvorbereitet hastet sie in die Wärme, die ihren Schritt bald verlangsamt; 50 Meter können verdammt lang sein!“
„Ich habe bereits den Notarzt gerufen!“
Ruhig sieht der Zollbeamte auf. „Das haben Sie sehr gut gemacht. Wir haben parallel die Luftrettung angefordert, da wir fürchten, dass es schlimmer ist als es aussieht. Trotzdem haben Sie auf jeden Fall zur Rettung beigetragen.“
Sie ist tief ergriffen. Nicht nur vom Gesagten, auch vom Beamten selbst. Wie er so überlegt und selbstbeherrscht Erste Hilfe leistet, Rettung anfordert, beruhigend auf die Leute einwirkt und dabei so selbstsicher auftritt. Ein echter Gentleman - Wahnsinn! Regungslos steht sie da und schnauft, muss an das Plüschkissen mit der Aufschrift „I love you“ denken. Was für ein Mann, was für eine Hitze! Das Knattern in der Luft nimmt sie gar nicht wahr.
„Ich halt mal den Verkehr auf!“ Lässig marschiert er in die Parkplatzeinfahrt und hält die Autos auf. Ein echter Held, der auch durchs Feuer gehen würde! Und sie steht dumm und nutzlos daneben, zu keiner vernünftigen Handlung mehr fähig.
Dann entdeckt sie seine Kollegin, ähnlich alt und ähnlich hübsch wie sie selbst, winkend in der Wiese stehen.
Leute nähern sich, aus allen Richtungen, schauen gespannt in ihre Richtung, gaffen, machen Fotos mit ihren Handys. Sie spürt Schweiß auf ihrem Gesicht. Oh nein!
Der Rettungshubschrauber ist fast direkt über ihr, schwebt flott herunter. Die Foto-Frequenz erhöht sich schlagartig. Eine gewaltige Druckwelle wirbelt welke Blätter und Abfälle durch die Luft, dann setzt der Helikopter auf, mitten auf dem Parkplatz. Unerschrocken eilt ihr Schwarm auf das Vehikel zu, der Rotor wird langsamer. Geduckt trabt der Notarzt zum Verunglückten, der Zollbeamte bummelt hinterher, sieht kurz zu ihr herüber.
Ihre Frisur hat sich aus den Klammern gelockert. Ihr Haar ist zerzaust, und über das Make-up, über ihr stets perfektes Make-up, läuft Schweiß.




2
„Sie Armer, müssen mit Krawatte herumlaufen. Aber Sie sind nicht der Einzige, hier waren heute schon mehr Leute wie Sie da!“
Der Geschäftsführer einer kleinen Softwarefirma ist nicht gerade erfreut über Antjes Begrüßung. „Einen Espresso Macchiato bitte.“
Swantje schäumt Milch auf.
„Espresso Macchiato, kommt sofort! Zwei Euro sechzig bitte!“ Antje kassiert und wechselt. „Ich hab‘ mal in Italien einen Espresso Macchiato bestellt. Dann schaut mich der Barkeeper aber sowas von blöd an, und zeigt dauernd auf seine Uhr. Der ist schnell gemacht, sag ich, konnte aber kein italienisch, außer dem das man zum bestellen braucht. Und erst als ich wieder daheim war, erklärte mir mein Nachbar, dass Italiener am Nachmittag nur noch Espresso trinken, damit man keine Milch zur Nacht mehr zu sich nimmt. Darum hat er dauernd auf die Uhr gezeigt und mich andauernd was gefragt, ohne dass ich‘s verstehen konnte. Da schaut man erst mal blöd, wenn man bestellt und dann sowas als Antwort bekommt! So, bitteschön!“
„Espresso Macchiato ist der mit Milchschaum.“
„Ah! Der Milchschaum, ja! Ich dachte, ich hätte ihn schon drauf gemacht ...“
Erstaunt und verständnislos trägt er seinen Kaffee von dannen, sucht sich einen Sitzplatz, möglichst weit entfernt von der Bar.

„Was darf’s sein, junge Frau?“ Swantje übernimmt.
„Espresso please.“
„Solo oder Doppio?“
„Solo.“
„Bei dem Wetter kann man auch gar nicht so viel Kaffee trinken. Ein Eis wäre da viel besser! Mmh, das wärs jetzt!“
Stumm streckt ihr die wuschelköpfige und sommersprossige Frau einen Geldschein entgegen.
„Bitteschön, lassen Sie sich‘s schmecken!“
„Dankescheen. Very nice.“
„Ja, das sind wir!“

„Hachja, was darfs für Sie sein?“
Unschlüssig tappt ein älterer Herr mit Sonnenbrille und Strohhut, in leichter Sommerjacke, die selbst einem Tropenbewohner heute zu warm wäre, von einem Bein aufs andere, schaut sich nochmals um und murmelt: “Einen einfachen Espresso.“
Beide schauen ihn herablassend an, wundern sich über seine Erscheinung. Nach einer kurzen Pause, von etwa drei Sekunden, beginnt Antje das Getränk zu brühen, während Swantje unterkühlt „Eins achtzig“ murmelt.

Der Mann wartet bis das Getränk auf dem Tresen steht, legt dann langsam einen zerknüllten Fünfzig-Euroschein auf die Schale. Swantje tippt die Rechnung in die Kasse, nimmt den zerknüllten Geldschein an sich, sieht ihn von vorne und von hinten an, wieder von vorne, legt ihn schließlich neben die Schale. Mit einem Pling geht der Schubladen der Kasse auf. Sie zieht einen anderen Geldschein hervor, legt ihn zum Vergleich daneben.
„Schau mal Antje, die sehen doch unterschiedlich aus, oder?“
„Ui ja! Die Farbe ist blasser, die Brücke wirkt kleiner, und der Fensterstock schief!“
„Hast du schon mal Falschgeld in der Hand gehabt?“
„Nein, aber mein Neffe hatte früher mal einen Zwanzigmarkschein in der Hand. Wo er einen echten daneben hielt, hatte man den Unterschied auf 100 Meter gesehen. Nur hat man ja oft keinen Schein zum Vergleich in der Tasche.“
„Der kam so aus dem Geldautomat!“, beschwert sich der Mann. „Also her mit dem Wechselgeld!“
„Na na na! Jetzt werden sie mal nicht vorlaut!“
„Hier kreuzt doch immer so ein Auto vom Zoll `rum!“, fällt Swantje ein, während sie den richtigen Geldschein zurück in die Kasse legt. „Die können wir mal fragen!“
„Wo ist denn der Zoll, wenn man ihn mal braucht?“
Beide gehen zur Fensterfront um zu schauen.
„Haben Sie denn kein anderes Geld dabei?“, erkundigt sich Antje, als beide zurückkommen. „Äh ...“

Der Geldschein ist fort, mit ihm auch der Mann. Am Hinterausgang sehen sie ihn noch entwischen, und zwischen den geparkten LKW verschwinden.
„Eine Frechheit war das!“
„Da könnte ja jeder kommen!“
„Aber mit uns nicht!“
„Wer uns überlisten will, muss schon früher aufstehen!“
„Wir haben den Rasthof vor 48,20 Euro Verlust bewahrt!“
„Das müssen wir dem Scheffler erzählen!“

An der Kaffeebar steht gerade niemand an, Antje und Swantje schauen sich neugierig um.
„Bin ja mal gespannt, wann sie die Tankstellenkasse neu machen. Bislang redet der Scheffler nur.“
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die Kasse ansprechender werden kann. In jeder Tankstelle sieht das so aus.“
„Er meint immer, das wäre der einzige unmoderne Fleck im Rasthof.“
„Dann bin ich ja mal gespannt, was ihm dafür einfällt.“
„Aber sonst muss ich sagen, dass wir einen schönen Rasthof haben.“
„Zumindest im Cafeteria-Bereich! Der Shop bei den Kollegen von der Tankstelle zum Beispiel, der ist ja vollgestellt mit allem möglichen und unmöglichen Zeug. Da frag‘ ich mich schon, wer das alles kaufen soll!“
„Wenigstens das Greifarm-Spiel könnten sie wegtun. Da seh‘ ich nie jemanden spielen.“
„Wenn die jedes Viech für einen Euro verkaufen, kommt mehr rum!“

„Ah, da kommt neue Kundschaft!“
„Der ist mal interessant - und gut gekleidet!“, freut sich Swantje.
„Was darf’s bei Ihnen sein?“
„Ein Cappuccino und ein Cornetto, bitte.“
„Cafe Cornetto, wie in Italien. Eine sehr gute Wahl!“ Antje tippt die Bestellung in die Kasse ein.
„Ja, in Italien wäre ich jetzt lieber“, beginnt der Gast das Gespräch.
„Jaaa!“
„Ich auch! Ich liebe Italien! Ach, das ist schon schön dort. Italien!“ Swantje ist begeistert.
„Das Essen schmeckt dort auch gleich viel besser“, legt er nach.
„Ich fahr‘ so gern nach Italien! Am liebsten in die Toskana!“
„Oh ja, die ist wirklich sehr schön. Welche Orte kennen Sie denn dort?“
Swantje war ergriffen. Endlich interessierte sich ein Gast für sie und hörte zu! „San Gimignano gefällt mir gut, und Florenz, und natürlich Siena! Ah, Siena mit der Piazza del Campo, das ist so toll. Und Pitigliano, Monteriggioni, Seggiano, oder Prato!“
„In Monteriggioni war ich auch schon!“, wirft Antje ein. „Die Gnocchi im Porta Roma sind die besten, die ich je probiert habe! Ah, war das ein Genuss! Also das sind echt die weltbesten Gnocchi! Sowas kriegt man hier ja gar nicht!“
„Ja, das ist wirklich schön dort. Was darf ich denn für Kaffee und Hörnchen bezahlen?“
Die Frage unterbricht den Redefluss der beiden Damen.
„Äh, ja ...“
„Fünf Euro zwanzig bitte.“
Die Zubereitung fordert ihre Konzentration. Das Handy des Gastes klingelt, er geht ran und meldet sich. „Hellmeier, der mit der Riester-Rente? Ist verschoben auf 15 Uhr. Ich bin hier auf einem Rasthof in der Nähe, keine Sorge. Morgen um elf kannst du mir einen neuen Termin machen – schick’s einfach durch!“
Bevor er sein Tablett nimmt, wirft er eine 20 Cent Münze in die Trinkgeld-Box. Antje und Swantje grinsen übers ganze Gesicht und danken vollmundig. „Die Italien-Masche zieht bei den Ladies eigentlich immer“, denkt er sich und trägt lächelnd sein Tablett fort.
„Das war mal ein netter Gast!“
„Nicht so ein Muffel wie all die anderen.“

Da nichts zu tun ist, putzen sie Theke und Maschine. Ihr Chef kommt vorbei, sieht sie fleißig und stumm beim putzen.
„Sie sind ja fleißig“, meint er anerkennend.
„Ja, so sind wir!“
Er freut sich, dass die Beiden die Leerlaufzeiten lieber zum putzen nutzen, als unmotiviert herumzusitzen.
Noch bevor Herr Scheffler zu Wort kommt, fasst ihm Antje alles zusammen: „Hier kommen die abgefahrensten Leute vorbei – das glaubt man gar nicht. Also, dieser komische Typ heute, mit Sonnenbrille, nicht sehr gesprächig, und schlecht gerochen hat der, das glaubt man gar nicht, da ist mein Enkel in der dritten Klasse noch gepflegter, hat uns doch allen Ernstes einen falschen Fünfziger auf den Tresen gelegt!“
„Und behauptet, der kam so aus dem Geldautomat und jetzt her mit dem Wechselgeld!“
„Aber mit uns nicht!“
„Wir haben den Rasthof vor 48,20 Euro Verlust bewahrt!“
„Wir sind die Guten!“
Scheffler dankt ihnen im Namen des Rasthofs, und stellt ihnen eine kleine Anerkennung für irgendwann in Aussicht.

„Ich möchte Ihnen außerdem noch danken“, fügt er an, „Dass Sie heute so spontan ihren Schichtbeginn um eine Viertelstunde nach vorne gezogen haben.“
Oh, wieviel besser fühlten sie sich gleich!
„Wir sind ja auch die Guten!“
„Im Gegensatz zum Toilettenputzpersonal! Die machen derzeit gar nichts mehr!“ Swantje gefällt es, über den Trupp zu lästern.
„Und öfter mal unter die Dusche stellen könnten die sich auch!“


 


 Fortsetzung: 

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